METRONOME

METRONOME, 2012, Fensterinstallation aus Papier Cutouts, Tape, Audioguides.

Setting:

Am Fenster wird mit Tape ein Ausstellungsraum skizziert, Rahmen werden vorgegeben, die bewegten Exponate ergeben sich durch das Geschehen auf der Straße (äußere Realität)
Papier Cutouts zeigen Ausstellungsbesucher, die mit verschiedensten medialen Geräten (Audioguides, Smartphones, Handys, Digicams…) okkupiert sind. In den Köpfen sieht man schwarze Leerstellen/Löcher
4 Audioguidemodelle mit dem Sound einer Mrt Untersuchung des Kopfes. (mittels eines Magnetfeldes werden Bilder vom Kopf erzeugt für diagnostische Zwecke, Soundphänomene sind Nebenprodukt, werden von den Probanden meist als sehr unangehnem empfunden, bekommen Kopfhörer auf, da sehr laut und eindringlich. Der Sound entwickelt einen interessanten Beat, erinnert an Techno mit Presslufthammern).

In jeder Ausstellung wird die Wahrnehmung gelenkt durch vorgegebene Routen und Informationen der Audioguides. 70-80% der Ausstellungsbesucher tragen diese Guides und sind 1/3 der Zeit mit dem Gerät und dem Suchen der beschriebenen Exponate beschäftigt. Die Auswahl, die Abfolge und der Takt der Fokussierung, wird vorgegeben. Blicke werden durch die zeitgleich niederprasselnde Information festgelegt. Sehr selten habe ich erlebt, dass jemand beim Betrachten die Kopfhörer abgezogen und frei sich auf das Erleben mit dem Gegenüber eingelassen hat. Kaum einer ist aus dem vorgegebenen Raster ausgebrochen und verweilte außerplanmäßig vor anderen nummerlosen Arbeiten mit der gleichen scheinbaren Intensität.

Ich denke, dass die Gleichzeitigkeit der Information, die mittels der Kopfhörer so bequem gegeben scheint, auch die individuellen Wahrnehmungsfilter angleicht und kanalisiert. Die Blicke werden genormt und das Erleben angepasst. Diese medialisierte Wahrnehmungssteuerung führt zu einer Kanonisierung der Wahrnehmung. Häufig werden die Informationen noch mit sinnentleerten Klangeffekten oder einer seichten Berieselung zur Entspannung der Aufmerksamkeitsfenster unterlegt oder geeignete apps für das Smartphone angeboten. Die dem Bildungsauftrag folgende Kunstvermittlung vieler Ausstellungshäuser läuft dem Erfahren von Kunst diametral entgegen.

In der Arbeit Metronome übernehmen die einhämmernden Sounds der Mrt Untersuchung die
Funktion des Vermittlungsauftrags, sie sollen stören empfindlich, überläßt man sich Ihnen, da man wie in der Untersuchung, ja ausgeliefert ist, werden sie zur eigenständigen Arbeit mit ihren Geräuschen und Rhythmen.

Meine Arbeit ist ein Aufruf sich wieder frei zu machen, seinen eigenen Instinkten und Urteilen zu vertrauen. Zurück zur freien Betrachtung und der eigenen Kreativität!

Harriet Groß, 2012

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